Hier ein wirklich sehr interessanter Bericht aus der Zeitschrift ,,Der Spiegel"erschienen in der Ausgabe 6/2009, von Jens Glüsing.
Der Artikel beschreibt realistisch, wie Sandinistenführer Daniel Ortega sein bitterarmes Land in eine Diktatur verwandelt. Aber nicht nur das, außerdem deckt der Artikel viele machtpolitische Hindergründe auf.
Sie sollten ihn unbedingt lesen, hier der Link dazu !!!

 

 

 

Karikaturen bringen die Realität eines Landes oft recht gut auf den Punkt. Einseitig, übertrieben... - vielleicht, aber darum eben pointiert und für Aussenstehende gut nachvollziehbar.

 

 

Karikatur des Präsidenten Daniel Ortega.

Sprechblase:" Gefahr durch Maras [das sind in Mittelamerika weitverbreitete, berüchtigte und gewalttätige Jugendbanden]? Wir sind doch das sicherste Land in der Region...".

[In der Tat gilt offiziell die Kriminalität in Nicaragua als weniger gravierend als etwa in Ländern wie Guatemala oder El Salvador]

Im Hintergrund aber sind dunkle Gestalten zu sehen, die die andere Wirklichkeit der derzeitigen Politik repräsentieren [von links nach rechts]:

Bezahlte Schlägerbanden (wenn die Opposition Demonstrationen gegen die Regierung organisiert, werden regelmässig Gegendemonstrationen veranstaltet, die "rein spontan" entstehen sollen, von denen aber alle wissen, dass es von Ortega geförderte, vermutlich bezahlte Banden sind). Regelmässig enden die beiden Demonstrationen in gewaltsamen Ausschreitungen.

Die Justiz [das Rechtssystem ist völlig in der Hand der "Sandinisten", was bedeutet, dass bei jedwedem Rechtsstreit Anhänger der Regierungspartei Ortegas bevorzugt werden und der Korruption Tür und Tor geöffnet ist].

CPC - das sind die sog. "Consejos de la participación ciudadana", die "Räte der Bürgerbeteiligung" [ in jedem Ort hat Ortega diese Bürgerräte eingerichtet, die neben den demokratischen Institutionen agieren und die ausschliesslich mit seinen eigenen Parteigängern besetzt sind. Sie bestimmen, wer im Ort leitende und massgebende Funktionen ausübt. D.H. Schuldirektoren, leitende Funktionäre des Gesundheitssystems, überhaupt des ganzen öffentlichen Lebens werden durch diese CPC´s eingesetzt. Dass das dann nur "Sandinisten" werden, ist klar. Wer einer anderen politischen Richtung angehört, resigniert und zieht sich in das Privatleben zurück. Nach und nach wird so das ganze öffentliche Leben durch "Sandinisten" bestimmt.]

Orteguistische Polizei [wie die Justiz ist auch die Polizei in Ortegas Hand und darum nicht überparteilich - dass statt "Sandinisten" oft von "Orteguisten" gesprochen wird, bezieht sich auf die Tatsache, dass die Sandinisten selber gespalten sind und ehemalige Weggenossen Ortegas in der Revolution sich heute von ihm abgewandt haben und ihm Verrat der einstigen Ideale vorwerfen.

Ortega ist ein reiner Machtpolitiker geworden, darum kein Sandinist mehr, sondern eben ein "Orteguist".

 

 

 

Stimme aus der ärmlichen Hütte:

"Gott sei Dank haben wir die Hurrikans überstanden...".

Im Hintergrund nähert sich aber ein anderer Hurrikan in der Gestalt der "Orteguistischen Verfassung".

(Im kommenden Jahr sind wieder Präsidentenwahlen. Eigentlich kann ein amtierender Präsident laut Verfassung nicht sofort wiedergewählt werden. Ortega aber hat sich über die Verfassung hinweggesetzt und einen Trick gefunden, um sich höchstwahrscheinlich im kommenden Jahr wieder als Kandidat aufstellen zu lassen.

Und wer sich so leichtfertig über die Konstitution hinwegsetzt, der wird vermutlich noch in anderer Hinsicht die Verfassung manipulieren.) - Das zu den politischen Aussichten Nicaraguas...

 

 

 

Einfache Frau an einem Marktstand: "Ach, du Schreck ! Wie teuer die Bohnen geworden sind...!"

Antwort des Verkäufers: "Vorsicht ! Sie wollen doch nicht, dass Daniel [Ortega] Sie zur unerwünschten Person erklärt, weil Sie schlecht über die nationale Situation sprechen...!

[Hintergrund ist, dass die letzten Kommunalwahlen manipuliert wurden und auch die kommenden (s.o.) in derselben Gefahr sind. Verschiedene Botschafter und auch ausländische Nichtregierungsorganisationen haben das, aber auch die schlechte Situation des Landes insgesamt kritisiert. Ortega hat ihnen als Reaktion darauf die Ausweisung aus dem Land angedroht bzw., dass sie zur "persona non grata", zur "unerwünschten Person" erklärt würden.]

 

 

 

 

Daß Ortega sich vieles erlauben kann, was eigentlich schärfsten Widerspruch der Opposition hervorrufen müsste, aber eben doch nur zuweilen halbherzige Einwände der liberalen Parteien erzeugt, ist eines der großen Probleme der Demokratie in Nicaragua. Ortega weiß sehr gut die Opposition gegeneinander auszuspielen, bzw. ihnen gewisse Vorteile zu verschaffen, um die Gegenwehr gegen seine Politik auszuhebeln. Im Grunde kommt die Hauptopposition von den ehemaligen Sandinisten, die sich von Ortega abgewandt haben und eine neue sandinistische Partei gegründet haben: die MRS , "Movimiento Renovador Sandinista" , die "Sandinistische Erneuerungsbewegung". Aber sie sind zu klein, um alleine Ortega zu verhindern. Die beiden größeren Oppositionsparteien sind die beiden liberalen:

Überschrift : "Wer hat Recht ?"

(Die beiden dunklen Gestalten sind die beiden liberalen Oppositionsparteien, die ALN, "die Alianza Liberal Nicaragüense" [nicaraguanische liberale Allianz] und die PLC, die "Partido Liberal Constitutionalista" [Verfassungstreue liberale Partei].

Beides sind liberale Parteien. Wie unschwer zu erkennen, aufs Höchste zerstritten. Wenn die Oppositionsparteien sich einig wären, könnten sie Ortega verhindern (jedenfalls mit demokratischen Mitteln; es sei denn, dass Ortega die nächsten Wahlen wieder manipuliert wie die letzten Kommunalwahlen). Ortega wird ja auch "comandante 38%" genannt, weil seine Partei bei den letzten Wahlen 38% holte. Da die Opposition zerstritten war, genügte ihm das zum Sieg. Allen ist klar, dass man nur dann eine Chance hat, Ortega loszuwerden, wenn man an einem Strick ziehen würde. Das aber ist im Moment wieder nicht der Fall.

Siehe Karikatur:

Die ALN nennt die PLC : "Paktisten-Schwein!"

Die PLC beschimpft die ALN als "Orteguistische Verräter!"

Im Hintergrund die Antwort der Bevölkerung auf die Frage der Überschrift:"Wer hat Recht?":

"Ist das nicht offensichtlich - beide !"

In der Tat ist das das Hauptproblem mit den beiden liberalen Oppositionsparteien: dass sie, wenn es ihnen gewisse Vorteile bringt, im Parlament und auch ausserhalb, den "Sandinisten" nach dem Munde reden, bzw. deren Aktionen, wenn schon nicht mittragen, so doch stillschweigend durchgehen lassen. - Korruption in Reinform...

 

 

 

Was man von der Opposition hält:

"Im Parlament..."

Durch dieselbe Tür, durch die die FSLN (Frente Sandinista de la Liberación Nacional = Sandinistische Partei) geht (=bei Abstimmungen), gehen auch die beiden Oppositionsparteien ALN (Alianza liberal) und PC (Partido Conservador - Konservative Partei). Aber eben durch die Hundeklappe...

Das andere Extrem - in welcher Welt leben so manche Menschen...? :

http://www.spiegel.de/reise/deutschland/0,1518,718684,00.html

Mitte Oktober 2010 bekamen wir aktuelle Bilder der Überschwemmungen aus San Carlos.

 

Der Wasserspiegel des Sees ist über 3 Meter angestiegen.

Man kann vermuten das viele Häuser, welche direkt am Ufer des Rio San Juan gebaut sind, nun nicht mehr dort stehen.

Alle tiefergelegenen Häuser in El Castillo stehen bis zur Hälfte im Wasser.

Auch die Halbinsel ,,Halber Käse" am Rio San Juan wird es jetzt bestimmt nicht mehr geben.

Da das Wasser aus dem Nicaragua-See über den Rio San Juan in das karibische Mehr abfließen muss, sind sicherlich die Schäden am Ufer

und in der Nähe des Flusses genauso extrem wie in anderen Regionen Nicaraguas.




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